Erste Lebenszeichen vom anderen Ende der Welt

Nun ist es endlich soweit: ich habe es tatsächlich geschafft, meinen ersten Blogeintrag zu schreiben! :) Zwischen dem Erstellen des Blogs und heute liegen zwar "nur" 6 Wochen, aber trotzdem ist schon sooo vieles passiert. Aber alles der Reihe nach:

 

die letzten Wochen in Deutschland -sprich Juli/August/erste Septemberwoche- wurden vor allem damit verbracht, die letzten Reisevorbereitungen zu treffen und zu entscheiden, was man für so ein ganzes Jahr mitnehmen soll bzw. muss und auf was man bei nur 23 kg Reisegepäck lieber verzichtet. Außerdem standen noch die letzten (Abschieds)Feiern und letzten Besuche bei einigen Freunden, Verwandten und Bekannten auf dem Programm, sodass quasi keine Zeit zum Nachdenken über das bevorstehende Jahr blieb. Und bevor ich mich versah, ging es dann auch schon ans Kofferpacken für meinen Flug am 09.September. Doch bevor es dann endgültig losging, gab es noch ein paar außergewöhnliche Highlights zum Abschied: Zum einen habe ich ich eine  für mich sehr emotionale Abschiedsfeier mit meinen Freundinnen und Freunden bei mir zuhause ausgerichtet, welche ich wirklich sehr genossen habe...

Zum anderen waren wir Freiwillige des ASC-Göttingen am Freitag, den 07.09 (zwei Tage vor dem Abflug) persönlich zum Empfang bei Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil ins Gästehaus der Landesregierung Niedersachsen in Hannover eingeladen, wo dem ASC  als niedersächsischer Vertreter für seine nun 10 Jahre "weltwärts-Engagement" in Südafrika eine große Ehre erwiesen wurde. Nach den formellen Reden und einer Führung durch das wirklich beeindruckende Gebäude gab es für mich einen kurzen Smalltalk mit Stephan Weil, welcher direkt hinter mir in der Schlange zum Mittagessen stand. Hat man auch nicht jeden Tag... viel Zeit blieb mir danach aber nicht, weil ich schnell den Zug zurück nach Osnabrück nehmen wollte, um noch die letzten Minuten beim Platzkonzerts der "Großen Heger Laischaft" (=traditioneller Festumzug, welcher nur alle 7 Jahre für 2 Tage in Osnabrücks Altstadt stattfindet) am Tenorhorn der Schülerkapelle mitspielen zu können. Nachdem auch hier die letzten Töne verklungen waren, hieß es auch hier von den Kapellen-Kollegen für ein Jahr Abschied nehmen :(

Es war schon ein komisches Gefühl, als man zum letzten Mal für absehbare Zeit ins eigene, vertraute Bett gestiegen ist, weil es am nächsten Morgen mit der gesamten 5er Boths-Truppe in die Nähe des Frankfurter Flughafens ging, um dort in kleiner Runde den letzten Abend auf deutschen Boden zu verbringen. Am nächsten Tag fuhren wir dann gemeinsam zum Flughafen, wo ich auf die anderen Freiwilligen traf, aber mich auch gleichzeitig von der Familie schweren Herzens verabschieden musste...

Nach einem insgesamt 24-stündigen Flug von Frankfurt nach Port Elizabeth (inkl. Zwischenstopps+Verspätungen in Doha und Johannesburg) kamen wir erschöpft aber vollzählig um 18.30 am Port Elizabeth International Airport an (leider wurde mir während des Fluges ein neues Paar Sportschuhe und eine neue Adidas-Cap geklaut), wo wir auch direkt von unserem Mentor Brett in unsere Unterkünfte gebracht wurden und es nach einem leckeren Abendessen sofort ins Bett ging. 

 

Kurz zum Verständnis : wir in Südafrika sind insgesamt 36 Freiwillige, die auf 7 Einsatzorte in der Provinz Eastern Cape verteilt sind. Mit mir sind 16 Freiwillige der drei südlichen Einsatzorte nach SA geflogen, während die restlichen 20 Freiwilligen am darauffolgenden Sonntag hingeflogen sind. Mein Einsatzort ist Port Elizabeth, wo insgesamt 10 Freiwillige zusammen wohnen und arbeiten.

 

Im Folgenden werde ich nicht direkt chronologisch, sondern mehr nach Themen geordnet berichten, um euch einen besseren Überblick von den Erlebnissen und Erfahrungen in der ersten Zeit zu verschaffen.

WG und Wohnung

 Ich wohne zusammen mit Julian in dem "Gartenbungalow" auf dem Grundstück unserer super netten Vermieter Richard und Angela im recht wohlhabenden Viertel Walmer, während unsere Projektpartnerinnen Mieke und Paula in einem separaten Raum im Haus der beiden mitwohnen. Die anderen 6 Frewilligen wohnen in der nächsten Straße ca. 500m von uns entfernt. Im Laufe der ersten Wochen haben Julian und ich uns mit großem Einsatz so langsam eingerichtet und echt gut sauber gemacht, sodass man sich in der kleinen aber feinen Wohnung echt wohlfühlen kann. Mit Richards Hilfe haben wir auch schon einige Nägel in die Wand geschlagen, um unsere Räume durch ein paar Kleinigkeiten aufzuhübschen. Für die nächsten Wochen sind auch ein paar Werkstunden mit dem geschickten Heimwerker Richard geplant, damit wir zusammen mit ihm eine Art Veranda für unser Gartenhaus und ein Schuhregal bauen können... Bilder folgen in Kürze!

Schule und Projekte

Die Schule liegt ca. 20 Autominuten in einem eher ärmlicheren Viertel -New Brighton- mit fast ausschließlich farbigen Bewohnern. Obwohl wir uns auf Anraten der Lehrer, Schüler und des Mentors nicht zu Fuß in dem Viertel bewegen sollen, fühle ich mich während der Fahrt dorthin und auf dem Schulgelände selbst, welches im Übrigen auch umzäunt ist, ziemlich sicher sicher, bleibe aber trotzdem achtsam um keine potenzielle Zwischenfälle herauszufordern ... Ist aber trotzdem ein beengendes Gefühl, sich nicht ganz frei bewegen zu können.

Die ersten Arbeitstage und -wochen waren etwas chaotisch. Mieke und ich bekamen an unserem ersten Arbeitstag (3. Tage nach der Landung) nach einer kleinen Rundführung einen Stundenplan ausgehändigt, auf dem abzulesen ist, wann wir welche Klasse für die "Sports-" oder "Gym-Lesson" aus der Klasse abholen sollen.

Klingt in der Theorie relativ unkompliziert, wird aber in der Praxis etwas kniffliger was z.B. daran liegt, dass manchmal gefühlt fünf Klassen anstatt einer Klasse auf dem "Sportsfield" stehen und du dich fragst, warum die anderen Klassen keinen Lehrer haben... Wir nehmen jede der 13 Klassen à 25-35 Schüler für ca. 30-60 Minuten für eine Sportstunde mit nach draußen, was auf der einen Seite wirklich sehr viel Spaß macht, da du fast immer mit einem Lächeln oder ganz vielen Umarmungen von den Kids begrüßt wirst, aber auf der anderen Seit auch echt herausfordernd ist, da die jüngeren Kinder kaum bzw. wenig Englisch verstehen oder du dich mit den (wenigen) streitenden/prügelnden/frechen Kindern der jeweiligen Klasse auseinandersetzen musst, während ein Großteil der Klasse sich freut mit dir Sport machen zu dürfen. Hinzu kommt ein nicht überhörbarer Lautstärkepegel und die Tatsache, dass das Sportsfield eher eine Mischung aus Sandacker, Pfütze, Steinplatz und kniehohem Gras darstellt und es ein Wunder ist, dass es bisher nur bei kleinen Schürfwunden geblieben ist, obwohl die Kids teilweise barfuß mit einem sehr beeindruckenden und selbstverständlichen Ehrgeiz und Einsatz (naja, zumindest die meisten) über Stock, Stein, Müll und Pflanzen flitzen, wie ich ihn noch nicht erlebt habe.

(Über die anlaufenden Nachmittagsprojekte Soccer, Headis etc. werde ich in meinem nächsten Eintrag berichten!)

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass mir die Arbeit bisher echt viel Spaß bereitet und es im Vergleich zu Deutschland nochmal eine ganz andere und spannende Erfahrung von Schule und Schulalltag ist, aber die oben geschilderten Herausforderungen auch vieles von einem abverlangen. 

Port Elizabeth und Aktivitäten

Die Stadt an sich bietet sehr viele Möglichkeiten, um einen westlich orientierten Lebensstil führen zu können, z.b. gibt es viele kostengünstige Restaurants mit Specials bei denen beispielsweise ein Burger mit Pommes für umgerechnet 3,10€ zu kriegen sind und es gibt in vielen Supermärkten und Shopping-Malls alles für den täglichen Bedarf zu kaufen. Außerdem haben wir uns schon 2 Rugbyspiele in dem 2009 erbauten Nelson-Mandela-Bay-Stadium angeguckt, welches sowohl von innen als auch von außen ein echter Hingucker ist. Bars, Clubs und andere Lokalitäten werden dank des relativ guten Euro-Südafrikanischer Rand Kurses nach und nach ausprobiert...

Ein wirklich schöner Strand im Sardinia Bay mit angenehmen Wassertemperaturen (im Moment vergleichbar wie die Nordsee im Sommer) erreicht man nach knapp 15 Autominuten. Apropos Auto: dank des "neuen und TÜV-tauglichen" VW Citi Golfs mit über 300.000 gefahrenen Kilometern sind wir für einen kleinen Aufpreis auch neben unseren "Dienstfahrten" zur Schule mobil. Und falls das Auto mal belegt sein sollte ( was bei 10 Personen und 2 Autos nicht selten der Fall ist), muss man sich über die Taxi-App Uber ein relativ günstiges Privat-Taxi mieten, um sicher an sein Ziel zu kommen. Ein Auto ist in jedem Fall wichtig, da zum einen die Distanzen zu groß sind und zum anderen die Straßen fast nur von Autos befahren werden, während es so gut wie keine ÖPNV oder Radwege/Radfahrer gibt.

Ferien und erster Roadtrip

Da ich mich im Moment zu sehr ärgere, dass mein langer und fast fertiger Text durch das Ausfallen meines Laptops gelöscht wurde, werde ich zu den jeweiligen Bildern nur Bildunterschriften machen... Sorry!

Erster Ferientag: Rugbyspiel Südafrika vs Australien in P.E.

Roadtrip

Wetter und allgemeine Informationen

Zeitverschiebung gibt es im Vergleich zu Deutschland nicht, jedoch wird Südafrika eine Stunde vor sein, wenn in Deutschland auf Winterzeit umgestellt wird. Da wir uns hier auf der Südhalbkugel befinden, ist in P.E. gerade nicht Herbst sondern Frühling und es geht auf den Sommer zu.

Das Wetter ist insgesamt sehr mild, jedoch haben wir (nach langer Dürre) schon 3 Regentage erlebt, wobei es die meiste Zeit jedoch sonnig oder bewölkt ist. Laut den Einheimischen ist das Wetter aber noch "very cold", was ich hingegen bei Tagestemperaturen von 17 bis 25°C und Nachttemperaturen von ca. 10-15°C als sehr angenehm empfinde. Als Küstenstadt weht auch regelmäßig eine laue Brise und das Wetter kann sich innerhalb kürzester Zeit verändern... Frühling eben ;) Im Moment ist es also eher noch das "German Weather" als das typische "African Weather".

Kleiner Wochendausflug ins Grüne

Letztes Wochenende wurden wir von einem "Local" (Einheimischen) zum Geburtstag eingeladen. Neben uns 10 P.E.-Freiwilligen waren auch die 4 Jeffreys-Bay Freiwilligen sowie die 2 Port Alfred Freiwilligen mit an Bord. Hinzu kamen noch 10 weitere Südafrikaner, sodass wir alle gemeinsam im 28er-Reisetrupp mit einem extra gebuchten Minitaxi und 4 Privat-Pkw uns auf den Weg machten. Als wir nach einer 2-stündigen feuchtfröhlichen Fahrt mitten im Nichts ausstiegen und kein Netz hatten, waren einige von der angeheiterten Reisegruppe etwas angefressen (es nieselte auch leicht). Schließlich hatten wir aber unser Wochenenddomizil direkt an einem wirklich schönen Fluss gebucht, welches sich auch in einem Naturschutzgebiet befand. Mich erinnerte das eindrucksvolle Naturerlebnis etwas an das Amazonasgebiet (s. Bilder). Sonst bestand das Wochenende aus Chillen, Flüssigbrot trinken, Stehfußball spielen, Schwimmen (Wetter wurde am Samstag und Sonntag noch deutlich besser), Essen und Schlaf nachholen, welchen man wegen der recht kurzen Nächte lieber am Tag nachholte.

Am Sonntag ging es dann für die übermüdeten Reisgrüppchen in ihre jeweiligen Orte zurück.

Ich hoffe, ihr habt jetzt einen ersten Überblick und wisst, was ich im Großen und Ganzen da unten so treibe...

Gerne könnt ihr mich immer über die "bekannten Kanäle" kontaktieren!

 

Bis demnächst und liebe Grüße aus Südafrika sendet euch

 

Moritz