Alltagsleben an der Jarvis (uvm.)

Der Schulalltag

Das neue Schuljahr ist jetzt endgültig gestartet und "ins Rollen gekommen", daher möchte ich euch im Folgenden einen etwas genaueren Einblick ins Schulleben geben.

Die erste Errungenschaft von Mieke und mir ist der neu strukturierte Stundenplan (s. Bilder), den wir selbst entworfen haben und an den wir uns auch grob halten. Somit können wir jede der insgesamt 14 Klassen einmal in der Woche zur "Gym-Lesson" (Sportstunde) nehmen. Jedoch ist der Stundenplan mit Vorsicht zu genießen und kann leider nicht immer wie angedacht angewendet werden (s. unten).

Haben wir jedoch eine Klasse nach dem O.K. der zuständigen Lehrkraft aus der Klasse abholen können, können wir für die nächsten 15-60 Minuten frei entscheiden, was wir mit den Kids unternehmen wollen. Normalerweise gehen wir mit ihnen dann aufs Sportsfield (vgl. vorherige Blogeinträge) und machen verschiedene Spiele, Aktivitäten und Übungen. Je nach Alter, Größe und Verhalten der Klasse, sowie Wetterlage und verbleibende Zeit bis zum nächsten Klingeln variiert die Dauer der Unterrichtstunde, bevor wir die jeweilige Klasse zurück zur Klasse bringen. An Regentagen (welche wir in den letzten 2 Wochen leider zu oft hatten) teilen wir die jeweilige nochmal in kleinere Gruppen auf und nehmen sie in 10-12er Gruppen mit in die Hall (Veranstaltungshalle, genutzt als "Turnhalle") oder den von den Vorfreiwilligen eingerichteten Headis-Raum. Dies ist eine gute Alternative bzw. besser als gar nichts, trotzdem ist eine "normale Freiluftstsunde" mit der gesamten Klasse am besten.

Leider gibt es ab und an ein paar Probleme oder unvorhergesehene Ereignisse, die einen reibungslosen Ablauf des Schulalltags stören:

  1. Wir können die Klasse nicht mit rausnehmen, da die Lehrkraft (,welche auch unseren Stundenplan hat und eigentlich weiß, wann wir welche Klasse, wann nehmen) uns beim Abholen sagt, er/sie sei noch "busy" (beschäftigt) mit der Klasse, sodass wir dann nichts zu tun haben; sehr zum Unwohl der Kinder...
  2. Die Schule endet frühzeitig oder findet erst gar nicht statt. Dies kann ganz unterschiedliche Gründe haben: zu viel Regen, spontanes Lehrermeeting während der regulären Schulzeit, Unsicherheiten wegen eines Gang-Streits im Viertel usw. Manchmal wissen wir es selbst nicht mal so genau und bekommen es nur zufällig nebenbei von einem Lehrer im Gespräch mit.
  3. Die Klasse ist sehr anstrengend und unaufmerksam. Das liegt manchmal am zu heißen Wetter, ein paar wenigen störenden Kindern, fehlender Motivation, am anstrengenden Schultag etc. Im schlimmsten Fall schicken wir die gesamte Klasse schon frühzeitig in die Klasse zurück, was aber zum Glück eher selten vorkommt.
  4. Die vom Sekretariat manuell betriebene Schulklingel (eher zu vergleichen mit einer Feuersirene) läutet zu unterschiedlichsten Zeiten (mal 5 Minuten zu füh, dann mal 20 Minuten zu spät), was dir keine Planungssicherheit bei der Durchführung deiner Gym-Lessons gibt.
  5. Die sprachliche Barriere ist vor allem bei den jüngeren Kindern noch so hoch, dass man mit ihnen nicht richtig kommunizieren kann (es wird in der gesamten Schule außer mit uns Xhosa gesprochen). Das ist besonders von Nachteil, wenn zwei Kinder sich sehr aufgebracht ankeifen und dann aufeinander losgehen (passiert leider regelmäßig), da du nicht richtig verstehst, worum es gerade geht.
  6. Während deiner eigentlichen Stunde mit einer Klasse hast du noch mit einigen anderen Kindern zu tun. Beispielsweise lehnen sich einige aus dem Fenster aus dem Schulgebäude und brüllen deinen Namen oder irgendetwas auf xhosa, was dich und die gesamte Klasse ablenkt oder rennen über das Sportsfield oder wollen dich irgendetwas fragen, obwohl du deiner "eigentlichen" Klasse gerade etwas erklärst usw. Du musst also immer gleichzeitig ein (oder auch zwei) Auge(n) auf die Klasse, die du aus der Klasse genommen hast, werfen und gleichzeitig den anderen Kindern auf der anderen Seite des Schulhofs Hallo sagen oder die Klasse 7, die gerade ohne Lehrer auf dem Sportsfield rumlümmelt freundlich erklären, dass sie doch bitte in einer anderen Ecke Fußball spielen sollen.

Dies waren jetzt nur ein paar von vielen Dingen, womit ich mich an einem eigentlich ganz normalen Schultag auseinandersetzen und dabei noch halbwegs souverän und freundlich auftreten muss. Es ist wirklich schwer diese Erlebnisse und Erfahrungen an der Jarvis in Worte zu fassen oder irgendwie zu vergleichen, da es sich wirklich sehr von dem deutschen Schulalltag unterscheidet und man die Dinge erst versteht oder nachvollziehen kann, wenn man sie erst einmal vor Ort erlebt hat. Ist hier schon so ne ganz eigene Sache...

Ich würde es so ausdrücken, dass der Schulalltag wie eine Achterbahnfahrt ist: es geht auf und ab, du weißt aber nie wann es nun nach oben oder unten geht. Insgesamt überwiegen auf jeden Fall auch die schönen Momente, aber in der nächsten Sekunde wir die gute Stunde durch eine Person oder ein Ereignis getrübt.

 

Aber nach dem vielen Negativen, jetzt zu den schönen Dingen, die ich auch erlebe und die mich dann echt glücklich und zufrieden stimmen:

Unsere (Nach)Mittags-Projekte sind jetzt ins Rollen gekommen, das heißt wir trainieren 2 Mal die Woche mit den 16 "Soccer Boys" aus Klasse 6 und 7 für die geplanten Testspiele und Turniere gegen die Schulen der anderen Freiwilligen, sowie einmal die Woche mit 16 "Soccer Girls" und 9 Jungs des "Headis"- Teams. Außerdem planen wir ein "Athletic"-Projekt auf die Beine zu stellen, was aber alles nicht so einfach ist (demnächst hier auf dem Blog nachzulesen).

Apropos Athletics: vor zwei Wochen gab es hier in PE den alljährlich stattfindenden Leichtathletik-Wettbewerb, bei dem die gesamten Schulen aller Schulen im Ostkap trainieren und dann auf Kreis-, Bezirks-, Landesebene gegeneinander in verschiedenen Disziplinen antreten. Gemeinsam trainierten wir 8 Freiwilligen sowohl in unseren Schulen als auch alle anderen Kinder der weiteren New Brighton Schulen so gut es in der kurzen Zeit ging die ausgewählten Athleten. Einige von unseren Schülern dürfen nach echt super Leistungen beim New Brighton und PE- Wettbewerb morgen und übermorgen beim Bezirksentscheid antreten!

Insgesamt merke ich selbst wie ich immer selbstsicherer werde, die Gesichter und Namen nach und nach besser merken kann, immer mehr Routine bekomme und Mieke und ich es auch schon geschafft haben, zumindest bei den älteren Klassen zwei neue Spiele einzuführen (was aufgrund der oben geschilderten Hindernisse gar nicht so einfach ist...).

Ein cooles Gefühl ist auch, wenn (vor allem die Jungs) zu dir aufschauen und dich immer mit einem lauten MORISCH oder MOURICE (Moritz nur können die wenigsten Kids korrekt aussprechen) begrüßen, wenn du an deren Klasse vorbei läufst und ein High-Five haben wollen oder die ganz kleinen Kiddis aus Klasse R (Vorschulklasse) stürmisch auf dich zurennen und dich umarmen. Unbezahlbar so eine Erfahrung!

 

Das war jetzt so ein grober Abriss meiner Erlebnisse in der Schule. Falls ihr irgendwie bestimmte Nachfragen habt oder euch noch etwas unklar ist, könnt ihr mir gerne schreiben, ich werde versuchen, das dann in den nächsten Blogeintrag einzubauen!

Was sonst noch los ist

Letztes Wochenende haben Julian und ich unsere befreundeten Freiwilligen im 1.5 Autostunden entfernten Port Alfred besucht, einem kleinen aber feinen Städtchen an der Küste nördlich von PE. Neben einer kleinen Führung durch die Stadt und deren Einsatzstelle, haben wir auch ein Fußballspiel von Leon (Port A.-Freiwilliger) angeguckt, der sich der dortigen Fußballmannschaft angeschlossen hat sowie einen entspannten Strandtag verbracht. War echt schön!

Mitte Januar haben ich und ein paar andere Volunteers im nahen St. Georges Cricket Stadium das Länderspiel Südafrika gegen Pakistan angeschaut, welches insgesamt 7 Stunden ging. Obwohl es nicht unbedingt meine Lieblingssportart ist, muss ich sagen, dass es mir Spaß gemacht hat, zuzuschauen und es sich gelohnt hat, auf den für mich bis dahin eher unbekannten Sport einmal einzulassen.

Außerdem ist schon der nächste Roadtrip mit Matthis und Marina für die kommenden Osterferien (15.3-02.04) geplant: entlang der Wild Coast über Durban geht es hoch bis kurz vor die Grenze zu Mosambik, bevor es nach dem Schlenker Richtung Lesotho/Drakensberge und anschließend wieder Richtung PE geht. Alles Weitere gibt´s dann bald!

Hoffentlich habt ihr es bis hier unten geschafft! ;)

Viele liebe Grüße aus Südafrika von

 

Moritz/Momo (alias Morisch)